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Entspannte Reise mit dem Zug von Dresden nach Potsdam zur ersten Übernachtung

 

Endlich sitze ich im Zug Richtung Berlin. "Endlich" deswegen, weil die Packerei ein Ende hat. Ich war vor vielen Jahren in den USA und bin auch, davon abgesehen, flugreisenerprobt. Aber das Gewicht des Gepäcks ist dieses Mal eine Herausforderung. Die gesteigerten Sicherheits- und Transportbestimmungen erfordern zudem mehr Kompromisse bei der Zusammenstellung des Equipments. Ich wusste beispielsweise nicht, dass man keine Stative mehr als Handgepäck transportieren darf. Sowas klebte sonst immer am Rucksack. Das Stativ passt aber nicht in den Koffer, ich musste es komplett zerlegen und die Rohre platzraubend verstauen.

 

Speziell das kompakte Sonnenteleskop erwies sich durch die solide Bauweise als undankbarstes bzw. schwerstes Objekt. Das Koffergewicht war am Limit, so muss es ins Handgepäck. Ich hoffe, am Flughafen lässt man mich dieser Keule durch und sieht darin keine Gefahr.

 

Was gibts noch zu sagen

Bis zur Finsternis kann natürlich einiges schief gehen. Von den erwähnten Transportbestimmungen abgesehen, ist die größte und nicht beeinflussbare Unsicherheit das Wetter. Klima ist bekanntlich das, was man erwartet. Wetter aber das, was man bekommt. Die Wahrscheinlichkeit für Wolken am Zielort liegt immerhin bei 40%. Die Reise wird spannend.

 

Streng genommenen dauert der eigentliche Reisegrund nur 2 min - verrückt, oder? Es wäre aber grotesk, wenn ich diese Tatsache als Bewertungsmaßstab für eine gelungene Reise ansetze, denn in Wahrheit wird das Reiseziel von einem bunten Strauß weiterer Stationen begleitet. Das spannendste bleibt das Reisen selbst - der Weg ist bekanntlich das Ziel.

 

 

Randbemerkungen zur Sonnenfinsternis

Selbst in wissenschaftlich orientierter Literatur geht man einleitend auf die ergreifende Wirkung von totalen Sofi-Ereignissen ein. Es werden vom beobachtenden Menschen alle Sinne abgefordert. Unter dem starken Einfluss des Erlebens brechen bei den meisten Leuten alle Pläne und lehrbuchartigen Vorbereitungen in sich zusammen. Das kann ich aus der Finsternis 1999 teilweise bestätigen.

 

Im Gegensatz dazu ein lustiger Schnipsel aus dem Jahr 1999:

Ich stand mit der Gruppe von Freunden auf einer Anhöhe, mitten im Zentrum des Totalitätspfades. Wir konnten zahlreiche Menschen überall in der Umgebung sehen. Im Moment der Totalität hörten wir die ergreifenden Rufe der überraschten Beobachter. Alle waren überrascht? Nein, nicht alle. Ein völlig unbeeindruckter Bauer, welcher mit dem Traktor das Feld hoch und runter fuhr, blieb mir im Gedächtnis hängen. Vielleicht war es damals der erste Biobauer, der sich bei außergewöhnlichem "Mond"-Licht eine besondere Ernte versprach. So ging das wohl los, damals...

 

Die Flut kommt

Ich habe von einem Astrokollegen erfahren, dass sich angeblich insgesamt 27 Millionen Menschen auf den Weg zur Sofi machen. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass dies stimmt. Ich bin sprachlos - die DDR hatte im Vergleich 17 Millionen Einwohner.

Ich hätte wohl lieber eine Leiter mitnehmen sollen, um aus den Massen raus sehen zu können.

 

 

Ankunft in Berlin

Der Zug war trotz oder gerade wegen des Wochenendes stark ausgelastet. Ich hatte Glück einen Platz ohne Reservierung zu ergattern und lies mich entspannt neben einer jungen Dame nieder. Sie tippte sagenhafte 2 Stunden auf ihrem Handy herum. Der olle Konsalik würde anhand der Textmasse erblassen. Ich dagegen bin fertsch und klappe das iPad zu. Eine hässliche Melodie zerreist die Stille und Berlin wird angekündigt.

 

Jetzt, nach der Ankunft bei Verwandten gibts noch ein Bier - nein zwei - und der Tag pendelt aus. Morgen 7 Uhr geht's nach Schönefeld

-jippie-

 

Nachtrag: Wie konnte ich das unterschlagen! Ich möchte mich hier und vor allen Leuten für die herausragende Soljanka bedanken - das letzte richtige Essen vor Amerika *feix*  ---- muss am Bierchen gelegen haben.