San Francisko

Stadt der Gegensätze

Mit diesem Blog tue ich mich etwas schwer. Es ist eine Stadt der Gegensätze, wie ich sie noch nicht gesehen habe.  Das hinterlässt einen gemischten Eindruck. Sie besticht durch eine einzigartige Architektur im gesamten Stadtgebiet. Fast jedes Haus sieht anders aus. Manchmal bleibe ich staunend an Fassaden stehen und überlege: wie ist das alles entstanden bzw. geplant worden? Das hat seinen Charme und macht die Stadt trotz der mit dem Lineal gezogenen Straßen interessant. Besonders bekannt sind die imposanten Brücken, angeführt von der Golden Gate Bridge.

 

Aber San Francisko ist auch ein sozialer Brennpunkt mit Kriminalität und einem von mir noch nie gesehenen Elend in solch einer modernen Großstadt. Diese negative Seite ist kein Einzelfall in besonderen Stadtteilen, sondern stetig präsent. Wir haben es hautnah erlebt und so manche Begegnung würde ich lieber ausblenden. Aber es gehört dazu und ich werde bestimmt wiederholt darauf zurück kommen.


Der dichte Straßenverkehr von San Francisko ist berühmt. Wir wurden auch gewarnt, nicht vor 10 Uhr dort einzutreffen. Im Nachgang war zwar der Verkehr wirklich dicht, aber einen kompletten Stau haben wir nicht erlebt. 

 

Zwei Ziele standen auf dem Plan: mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge fahren und ein nächtlicher Besuch von Alcatraz, der ehemaligen und berühmten Gefängnisinsel. Bekannt ist sicherlich der Film "Flucht von Alcatraz".

 

Die Unterkunft in San Francisko war übrigens extrem sauber, geräumig und auch hier trafen wir auf sehr freundliche bzw. bemühte Hausherren. Es sind zwei Brüder, welche ihre Wohnung zur Vermietung anboten.

 

Der erste Tag war zur Hälfte rum und somit erschien uns ein Besuch des Stadtparks als sinnvoll. Um diesen zu erreichen, nutzten wir die städische Buslinie. Allein diese Busfahrt war ein Erlebnis.

Viele kennen vielleicht die Cable-Car in San Francisko. Obwohl unsere Absicht fest stand, einmal mit dieser zu fahren, blieb uns das aus den folgenden Tagesabläufen verwehrt.

 

Aus zeitlichen Gründen verzichteten wir auf die Radtour und beschlossen stattdessen eine Sightseeingtour mit einem der Doppelstock-Busse zu unternehmen. Dadurch kamen wir in den Genuss deutlich mehr von der Stadt zu sehen. Um zum Startpunkt zu gelangen, galt es per Fußmarsch von einem bewachten Parkplatz bis zum Hafen durch die Stadt zu laufen.

 

Die Stadt ist so stark mit Obdachlosen gefüllt, dass faktisch in jeder Straße welche  zu sehen sind. Interessanter Weise betteln die Leute nicht, sondern pennen völlig zerlumpt und dreckig, teils halb nackt auf den Straßen. So ein Bild habe ich noch nicht gesehen.

Vom Parkplatz an musste man förmlich um diese Leute herum laufen. Der Gedanke, dass wir nachts zurück müssen, gefiel mir nicht.

 

Um es ganz deutlich zu sagen: mit Bettlern, wie sie teils in deutschen Städten anzutreffen sind, hat das rein gar nichts zu tun. Diese Leute sind ganz weit unten, noch weiter geht es nicht. Schockiert war ich über die unfassbar hohe Anzahl der Bevölkerung, die so dahin vegetiert. Und noch eines ist mir aufgefallen. In keiner anderen Stadt sind uns so viele kranke Leute begegnet. Vom körperlichen Gebrechen bis hin zu geistig Verwirrten ist alles permanent präsent. "Obama Care" fiel mir schlagartig wieder ein.

 

Selbst im renommierten Zentrum schliefen in kleineren Parkanlagen so viele von ihnen, dass man einfach nicht von Einzelfällen sprechen kann.

 

In einem Park stolperten wir zufällig über einen Tatort. Zwei geplünderte Rucksäcke offenbarten einen Diebstahl. Es lagen persönliche Habseeligkeiten ebenso unangetastet herum wie die wichtigen Dinge: Flugunterlagen, Pässe, Kreditkarten und sonstiges. Nur Bargeld fehlte. Ein Indiz, das wirklich "arme Schweine" sich hier bedienten. Entgegen unseres ureigensten Verantwortungsgefühls verließen wir den Ort. Wäre das in Europa passiert, wäre der nächste Gang zur Polzei gewesen. Die arme Sau, die jetzt zum Konsulat muss.

 

Der Stadtpark wirkt stellenweise wie ein Märchenwald


Ich füge einfach mal noch einige Bilder ohne viel Kommentar ein, die auf dem Weg zum Hafen und während der Rundfahrt entstanden sind.

 

 

San Francisko hat die berühmten steilen Straßen, die auf Bildern nicht wirklich die Steigung wiederspiegeln, aber cool aussehen.


Alcatraz
Als Highlight entpuppte sich der Ausflug nach Alcatraz bei Nacht. Auf der Insel werden elektronische Guides ausgehändigt. Per Kopfhörer verdeutlichen die sehr aufwändig produzierten Tonaufnahme den ehemaligen Betrieb des Gefängnisses. Der Guide ist in deutsch verfügbar und wertet den Ausflug definitiv auf.

Zu Alcatraz kann man vieles nachlesen: wer hier alles eingesessen hat, wie viele Leute umgekommen sind, die Revolten und natürlich der legendäre Ausbruch. Dieser wurde später verfilmt. Holger meinte übrigens zu den harten Maßnahmen (Dunkelhaft etc), dass das Gefängnis in Bautzen für die politischen Gefangenen aufgrund der psychischen Ticks schlimmer gewesen sei. 

 

Einige der ehemaligen Insassen wurden ebenfalls interviewt, wie einige der Wärter. Ich kann nur sagen, das waren wirklich üble Gesellen. Berühmte Namen wie Robert Franklin Stroud, besser bekannt als "Birdman of Alcatraz" sind genauso zu finden wie Al Capone. Speziell Al Capone gab später zu, das Alcatraz das erste Gefängnis war, was ihn besiegte.

 

Zerfressen von Hass, Habgier und fehlender sozialer Feinfühligkeit manövrierten sich viele der Sträflinge selbst in noch unangenehmere Bedingungen.

 

Solch eine nächtliche Besichtigung nimmt gut 2 Stunden in Anspruch.

 

Wenn man nachts die Insel mit dem Boot verlässt, ist nicht nur die Insel in ein schummriges Licht gehüllt, sondern die Stadt präsentiert sich hier von ihrer malerischen Seite. Das lockt natürlich jeden Fotografen hinterm Ofen vor.

 

Fußmarsch zum Parkplatz.

Nach der langen Stadttour und dem Besuch Alcatraz wollten wir eigentlich mit der historischen Cable Car fahren - aber es war zu kompliziert bis zum Parkhaus. Ihr wisst, wir müssen wieder etwas zurück durch die Stadt, bis zum Auto. Nach einem Blick auf die Stadtkarte wählen wir den Bus. Wir möchten so wenig möglich Fußweg riskieren. Als wir aussteigen, waren die Straßen im Gegensatz zur Tageszeit noch mehr mit Obdachlosen gefüllt. Mein Sicherheitsgefühl fällt auf einen Tiefpunkt und ich möchte so unauffällig wie möglich zum Auto. Ein Tarnkappe wäre nicht schlecht. Ich glaube zwar nicht nicht an einem Konflikt, aber mir fehlt schlichtweg das Hintergrundwissen, wie man sich hier unbehelligt bewegen kann.

 

Immer wieder schlägt uns Uringeruch auf der Strasse entgegen. Nach ca. 15min zügigen Laufens ist das Parkhaus erreicht. Die Parkhausleute wirken freundlich und unkompliziert. Nach wenigen Minuten sitzen wir im Fahrzeug. Ich mach während der Fahrt ein paar Fotos von den Straßenszenen, habe mich aber entschlossen diese nicht einzustellen.


Es mag sein, das es angenehmere Viertel der Stadt gibt. Aber wie ich später mich belesen werde, ist dieser Stadtteil keine Ausnahme.