Yellow Stone Park - letzter Tag

Mit dem Yellow Stone Park verknüpft man unweigerlich Bären, Büffel und andere Großtiere. Diese wollen wir gern in freier Natur sehen.

 

Nachdem wir die Landschaft intensiv aufgesogen haben, steht uns der Sinn mehr nach Tierbeobachtungen. Neben dem Büffel, Wapitihirsch und Gabelbock treibt sich ja noch Grizzly, Schwarzbär und der Wolf in den Wäldern umher. Sollten wir noch das Dickhornschaf, Weisedelhirsche und den Yellowstone-Elch sehen, wäre die Liste der Großtiere komplett. Ich bin gespannt.

 

Nach stundenlanger Fahrt und vielen Zwischenstops bekomme ich Zweifel, ob überhaupt noch Tiere im Yellowstone zu sehen sind. Das obige Bild zeigt weites Land, welches selbst nach intensiver Suche durch mindestens 6 Augen und guten Ferngläsern sich als "Großwildfrei" erweist.

Jedoch ist die Landschaft auch ohne Tiere eine Augenweide. Ich weiß nicht, wo ich schon einmal Vergleichbares gesehen hätte. Das Lamar Valley ist nicht mehr weit, da geht es tatsächlich los.

 

Wir sehen als erstes wieder Gabelböcke, als nur wenige Minuten später diese Burschen die Straße selbstsicher beanspruchen:

Diese Büffel haben sprichwörtlich die Arschruhe weg. Nichts scheint sie zu stören oder in geringster Weise zu tangieren. Dennoch soll man zu ihnen mindestens 25 m Abstand wahren.

 

Nachdem wir uns vorsichtig vorbei geschlängelt haben, kommt schon das nächste Highlight.

Eine ganze Herde Büffel, die auch Kälber dabei haben. Obwohl ich nun schon so viele von ihnen gesehen habe, wirkt dieses Bild faszinierend. Wir steigen alle aus und schauen die Herde aus sicherer Entfernung an. Die Fotoapparate haben einiges zu tun...


Mir fehlen gerade so die passenden Gedanken und somit gönne mir eine Schreibpause, die ich mit passenden Fotos fülle. Bitte schön:



Vielleicht hatte der Park ein Nachsehen mit uns, denn kurze Zeit später sprangen wir ganz aufgeregt aus dem Auto. Adler mit Jungen im Nest nisten nicht weit der Straße. Der Einblick in den Horst ist ideal. Deswegen baue ich sofort das Teleskop auf.

 

Der erste Blick durch das Okular lässt mich in bisschen feiern. Die Jungvögel wurden gerade gefüttert.

 

Thorsten verfolgte eines der Alten im Flug mit seinem Fernglas und machte es dann in entgegengesetzter Richtung auf einem Baum aus. Vielleicht können wir den Augenblick abwarten, bis der Greifvogel wieder zurück ins Nest kehrt. Das war uns nicht vergönnt, obwohl wir viel Zeit dort verbrachten.

Unsere Technik lockte innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Leute an, die mit ihren Autos stoppten. Inder, Polen, Amerikaner, Mexikaner... Jeder wollte gern einmal zaghaft durch das Teleskop blicken und fast alle traten beim ersten Blick mit einem "Wow !" wieder zurück.

 

Wir kamen mit etlichen Leuten ins Gespräch. Aus dem Hintergundsäuseln vernahm ich immer das Wort "the germans"

 

Als ein Junge an das Instrument trat, fragte Uwe: "do you have money in your pocket, because one view one dollar" (also ob er Geld hat und es kostet einen Dollar).

Als er sich in die Hosentasche griff, löste Uwe den Spaß auf. Das erheiterte Gesicht des Jungen sprach Bände.

 

Nach wenigen Minuten wurden es immer mehr Leute die sich um den Refraktor drängten. Einerseits gönne ich gern jedem einen Blick durch das Instrument, aber andereseits ist unsere Zeit kostbar. Wir möchten weiter fahren. Daher mussten wir einen harten "cut" machen und schnell abbauen.

 

So könnte es weiter gehen, war mein Gedanke (also Tiere in unmittelbarer Sichtweite beobachten). Auffälliger Weise ist hier kein Tier wirklich scheu. Schließlich erreichen wir das Ziel und uns präsentiert sich ein weitläufiges Tal, welches von Bergen am Horizont abgeschlossen ist. Ich kann mir gut vorstellen, wie hier Raubtiere aus dem naheliegenden Wäldern der Berge auf der Lauer liegen. Tatsächlich erzählt uns ein Beobachter mit Spektiv, dass er hier erst vor zwei Tagen ein Rudel Wölfe beim Jagen beobachtet hat.


Die anwesenden Beobachter ringsum unterscheiden sich jetzt deutlich von Besuchern am Old Faithful oder ähnlichen Hot Spots. Viele benutzen teure und hochwertige optische Instrumente. Ein gutes Zeichen für unsere Absichten. Wir beschließen bis Sonnenuntergang zu bleiben.

 

Aus dem Internet haben wir heraus gelesen, dass die ideale Beobachtungszeit ab 18 Uhr beginnt. Obwohl wir vom Timing ideal sind, bewegt sich nichts auffälliges weit und breit. Das ist eben Natur.

 

Thorsten beobachtet sehr gern mit dem Fernglas, möglichst per Stativ stabilisiert. Das Erkennungsvermögen steigt enorm, wenn das Bild völlig ruhig ist. Insgeheim hoffe ich, er entdeckt etwas Spannendes.

Er ist nicht nur ein ein souveräner Autofahrer, sondern auch ein aufmerksamer Beobachter mit einem geschultem Auge (ihm fallen auf der Reise häufig interessante Kleinigkeiten auf).

An dieser Stelle sag ich ihm mal Danke, für die langen und angenehmen Fahrten (er hat die längsten Strecken sicher und ruhig gemeistert).

 

Zurück zu den Beobachtern:

Immer wieder halten Leute mit dem Auto an, weil sie von den vielen Instrumenten glauben, wir haben etwas mit der Optik eingefangen. Als wieder einmal ein kleiner Junge an uns heran tritt, fragt er sogleich, was wir sehen.

 

Darauf Uwe: "green elephants" (grüne Elefanten)

WHAATS!! rief der völlig verdattert Junge und der zugehörige Vater grinste sich einen ab. 

 

Uwe, wenn das so weiter geht, werden wir irgendwann verklagt ;-)

 

 

Im Refraktor scanne ich bei kleinerer Vergrößerung die Gegend ab. Da ich weiß, dass die anderen das ebenfalls fleißig tun, reize ich jedoch bald das Instrument mit hoher Vergößerung aus. So fahre ich die weite Graslandschaft ab. Nach kurzer Zeit entdecke ich weiß gebleichte Knochen von Büffeln, die weit verstreut liegen. Diese waren nur bei 60 facher Vergößerung zu erkennen.

 

So vergeht die Zeit.

 

Da sich rein gar nichts tut, schwenke ich das Teleskop irgendwann auf den direkt vor uns leuchtenden Mond. Ein Schnappschuss darf ja noch sein, gelle.

 

Wegen dir sind wir so weit gereist.

 

Für die technisch interessierten Leser:

500 mmm Brennweite bei Cropfaktor 1.5 und 24 MPixel, Graduation leicht angehoben und Ausschnitt vergrößert.

 

 

 

Tja, was soll ich sagen - so lief es weiter bis zum Sonnenuntergang.  Schade fade Made. Aber das kenne ich von anderen Beobachtungen, Zeit und Geduld sind die wichtigsten Zutaten bei Unternehmungen dieser Art. Geduld ist vorhanden, aber Zeit, naja...

Eine Sache ist auf jeden Fall eine Erwähnung wert: Etwa 10 min nach beginn der Rückfahrt kommt uns in inzwischen völliger Dunkelheit ein Fahrzeug entgegen. Der Fahrer macht mit Lichthupe auf etwas aufmerksam. Daraufhin drosseln wir die Geschwindigkeit. Keinen Moment zu früh.

 

Nach einer Kurve steht uns auf einmal, mitten auf der Straße, ein mächtiger Bulle gegenüber. Der Büffel bewegt sich auf uns zu und läuft dabei wie ein Lok auf Schienen exakt auf dem Mittelstrich. Wäre es ein Weibchen gewesen, wie unanständig ;-)

 

So richtig wissen wir gar nicht, wie wir ausweichen sollen, daher bleiben wir erst einmal stehen. Völlig unbeeindruckt vom Auto und Scheinwerfer läuft er seelenruhig auf dem Strich weiter. Wir fahren Schritttempo und weichen so weit es die enge Strasse erlaubt rechts aus. Dann sind wir auf selber Höhe. Das Tier streift fast das Auto. Sollte er jetzt mit den Hörnern auf die Idee kommen, mal leicht zu wackeln, haben wir ein Loch in der Tür.

 

Glücklicher Weise sieht der Bulle davon ab und verschwindet hinter uns in der Dunkelheit. Mein Güte, was für eine Begegnung. Die kommenden Autofahrer warnen wir ebenso noch eine Weile mit der Lichthupe.

 

 

Die letzte kleine Aufregung war dieser Kollege auf dem Foto, denn wir dachten zuerst, dass sich in der Dunkelheit ein Wolf verirrt hat.