Island 2

Der Morgen

Zum Frühstück versuche ich es ein wenig mit Plauderei. Dabei ziehe ich die billigste Karte aus dem Ärmel, das Wetter! Ich habe mich über den guten deutschen Wetterdienst heute morgen schlau gemacht und erfahren, das es heute sonnig wird und die kommeden zwei Tage stark regnet.

"Da brauch ich mir keine Sorgen machen - in Island wechselt es ständig" sagt die Vermieterin.  Als ich auf die Renovierungsarbeiten zu sprechen komme, flammt eine Unterhaltung auf und stirbt kurzerhand wieder. Ok, dann ist es so.

 

 

Vor 3 Monaten habe ich bei der Island-Planung mir nur 3 Dinge gewünscht:

  1.   ich möchte gern in einem heißen Fluss baden und das gern fotografisch als persönliche Erinnerung festhalten,

  2.   ich möchte gern die kontinentale Abspaltung der amerikanischen von der europäischen Platte bestaunen,

  3.   ich möchte gern Papageitaucher live sehen.

Alles andere ist optional.

 

Vulkane interessieren mich, sind jedoch auf dieser Reise unerreichbar. Geysire habe ich in USA gesehen, und Städte interessieren mich nur bedingt.  Für den ersten Wunsch muss ich zwingend eine 1 stündige Wanderung unternehmen. Unter Starkregen wäre das suboptimal.

 

- Mhm - In Island wechelt das Wetter immer......

Ihren Worten glauben schenkend, wanke ich jedoch mehr zur deutschen Gründlichkeit!

 

Ich verabschiede mich höflichst und erhalte sogar ein sanftes Lächeln. 5 min später werfe ich den Motor meiner Nuckelpinne an und los gehts. Zunächst fahre ich planmässig meine Route. Die folgende halbe Stunde geht mir der Wetterbericht durch den Kopf.

Schluss aus, ich disponiere um und verlasse mich auf Kachelmann und Co! Wie sich später heraus stellen wird, eine goldrichtige Entscheidung.

 

Der heiße Fluss...

...ist erreichbar über einen steilen Aufstieg in die Berge. So soll es sein!

Ich parke mein Auto sauber ab und mach mich auf den Weg. Nach bereits 50 Höhenmeter schwitze ich unter meiner Jacke. Bin ich wirklich so untrainiert? Anscheinend ja.

 

 

Es wird ein Aufstieg ohne Sonne. Je höher ich komme, desto nebliger wird es. Auf der Kleidung perlt sich Feuchtigkeit. Hin und wieder  stinkt es nach Schwefel.

 

Manchmal schlägt warmer Dampf entgegen. Unzählige heiße Quellen kündigen ein tolles Erlebnis an. Davon kann man aber noch nichts ahnen, denn die Sicht beträgt zuletzt keine 100 Meter.

 

Nach 40 min Aufstieg ist nur noch der Weg zu sehen. Ich erkenne im Nebel eine Abbruchkante und dort steht eine Asiatin.

 

Sie stürzt auf mich zu und bittet, ob ich mit dem Handy ein Foto von ihr (und dem Nebel) schießen kann. Das mach ich glattweg und dann bietet sie sofort selbiges für mich an.

OK, sie will die Schuld begleichen und ich gebe ihr den Fotoapparat. Obwohl man wirklich nicht viel sehen kann, hier das Ergebnis.

 

Auf weiteren Aufstieg komme ich an sehr heiße Quellen vorbei. Schilder warnen vor 100 °C. Es kocht heftig in diesen heisen Töpfen und meine Brille beschlägt so stark, das ich sie abnehmen muss. Dadurch wird das Bild aber auch nicht schärfer. Es fühlt sich an wie in einer gigantischen Waschküche.

 

Noch eine viertel Stunde Fussweg und ich komme am heißen Fluss an. Das Bild fasziniert mich. Mitten in dieser windig kühlen Landschaft liegen unzählige Leute im Fluss und lassen es sich gut gehen. Ich suche eine ruhige Stelle flussaufwärts. Leider versperrt ein Schild den Weg, denn oberhalb ist es zu heiß. Ein Deutscher in Badehose klärt mich auf, das er hier rein wollte und bei 50 °C schnell wieder raus ist. Sein feuerroter Körper untermalt diesen Badeversuch.

 

 

Also gehe ich wieder flussabwärts, bis niemand mehr im Wasser zu sehen ist. Je weiter man zurück geht, desto mehr kühlt sich das Wasser ab.  Mein Prüffinger befindet die Temperatur als ideal und ich schaue mich um. Irgendwo muss ich auch meine Kamera vernünftig aufbauen können.

 

Ich überlege so, da kommt ein junges Pärchen auf die gleiche Stelle zu. Ich frage sie, ob sie baden wollen und sie sagen Ja. Na prima, dann ist das mit dem Bild schon mal gesichert, denn die Beiden wollen sicherlich auch ein Erinnerungsfoto haben...

 

*Trommelwirbel*

Der Mann ist Berufsfotograf! Mein Glück scheint mal wieder kein Ende zu nehmen. Ich mache mir an solch einem Ort Gedanken über Bildkomposition und Stativmöglichkeiten und dann erscheint ein Profi? Ich fasse es nicht.

 

Ich springe zuerst rein und bin hin und weg. Das ist wirklich wie in der Badewanne  --- heeerrrlich ---- Dafür hat sich die Reise gelohnt.

 

Nach einigen Minuten starten wir gegenseitiges Fotografieren. Ich fange an und bitte die Beiden sich zusammen in der Mitte zu setzen. dann sag ich gar nichts mehr und mach nur 1 Foto. Mit freundlicher Genehmigung darf ich es einstellen.

 

 

Wir bleiben gemeinsam gute 2 Stunden im Wasser. Nach einer Stunde stelle ich fest, das es doch einen gewaltigen Unterschied zur klassischen Wanne gibt: In einer Wanne wird mit der Zeit kälter und es steht still. Das fließende Wasser im Fluss umspült Dich dagegen permament und somit friert man zu keiner Sekunde.

PS: Die Temperatur habe ich auf ziemlich genau  36,4 °C gemessen... äh geschätzt   ;-) 

 

 

Abstieg

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat Zwei. Irgendwann muss man raus! Ich muss sagen, dass das Bad mit den Beiden sehr schön war und so lag es nahe noch ein wenig zusammen zu gehen.

 

Die Person im folgenden Foto läuft ungefähr 2 m vor mir. Die heiße Quelle vor uns produziert massenhaft Dampf.

 

Wir laufen eine halbe Stunde, da staune ich nicht schlecht: der Nebel hat sich verzogen und ein grandioses Panorama wird sichtbar. An einer Schlucht lassen die Beiden eine Drohne steigen und fertigen Luftbildaufnahmen an. Das sah schon nur vom zusehen toll aus

 

Irgendwann auf dem Weg verabschiede ich die Beiden, da ich die Landschaft bewusster aufnehmen möchte. Dadurch verlangsame ich meinen Schritt und komme bei klarster Sicht an den heißen Quellen vorbei, die ich schon beim Aufstieg gesehen habe.

 

Ein neues Quartier

Das vorletzte Quartier lieg am östlichsten der Route und wurde als Basispunkt für den Ausflug zum schwarzen Strand gewählt. Es ist eine schicke Pferdefarm. Mehrere Leute haben dort sich eingemietet. Eine deutsche Mutter mit Tochter, eine asiatisch aussehende Familie, die aber aus USA kommen und Weitere Leute. Als ich Abendbrot zubereite spricht mich die Mutter an. Wir unterhalten uns bis spät abends und schweifen letztlich in Politik ab. Da ziehe ich die Notbremse und lenke das Thema wieder um. Aber das Gesprächsbedürfnis für das Thema ist ungebrochen und ich bin froh, das wir durch Müdigkeit den Tag beenden.